Tablet-Einsatz in anerkannten Ausbildungsberufen nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung in Baden-Württemberg
Stand: 29.11.2018Die Digitalisierung ist ein Prozess, der durch zunehmende Dynamik gekennzeichnet ist und zahlreiche Lebensbereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft durchdringt. Diese nachhaltigen Veränderungen der Lebens- und Berufswelten infolge der Digitalisierung sind mit einer Vielzahl von Chancen und Herausforderungen für die Gesellschaft und für die Wirtschaft insgesamt verbunden. Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang ist, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die schulischen Bildungsprozesse ausüben bzw. in welcher Form die Schule durch einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit mobilen Endgeräten Lehr- und Lernpro-zesse fördern kann.
Derzeit sind unterschiedliche Prozesse auf den Ebenen der Bildungsadministration in Gang gesetzt, um diese Entwicklungen hinsichtlich ihrer schulischen Auswirkungen zu strukturieren. So wurde z. B. von der Kultusministerkonferenz ein Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt" erarbeitet. In der Digitalisierungsstrategie der Landesregierung Baden-Württemberg „digital@bw“ ist die Bildung ein zentrales Schwerpunktthema. Für den Bereich des Kultusministeriums wird dies im „Konzeptpapier zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie von Baden-Württemberg im Schulbereich“ in den Themenbereichen
- didaktisch-methodische Verankerung im Unterricht,
- Qualifizierung der Lehrkräfte und
- Herstellung der technischen Voraussetzungen konkretisiert.
Weitere Initiativen auf Bundes- und Landesebene sind zu erwarten.
Mehr als die allgemeinbildenden Schulen stehen die beruflichen Schulen in diesem Kontext unter einem besonderen Veränderungsdruck,
weil die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt ohnehin schon eine permanente Weiterentwicklung der didaktischen Konzepte und
Unterrichtsinhalte für berufliche Bildungsgänge erfordert, insbesondere wenn die Ausbildungen direkt in den Arbeitsmarkt
einmünden. Ihren anerkannt hohen Stellenwert als gleichberechtigter Partner in der dualen Berufsausbildung oder auch in den
Bildungsgängen der beruflichen Weiterbildung können die beruflichen Schulen mittel- und langfristig nur sichern, wenn sie die
aktuellen kommunikationstechnischen Entwicklungen aktiv aufgreifen und in ihre Arbeit einbinden. Allerdings sind derartige
Veränderungsprozesse durch einzelne Schulen im Regelfall nicht hinreichend zu leisten, weil der Arbeitsaufwand beträchtlich ist.
Um derartige Prozesse mit der gebotenen Effizienz in Bildungsgängen der beruflichen Aus- und Weiterbildung fördern und steuern zu
können, bedarf es einer koordinierten Zusammenarbeit und des Aufbaus eines entsprechenden Supportsystems. Deshalb wurde ein in die
Gesamtstrategie des Kultusministeriums eingebettetes Projekt "tabletBS.dual", beginnend mit dem Schuljahr 2016/2017 etabliert.
In Abhängigkeit von den jeweiligen inhaltlichen Anforderungen des Ausbildungsberufs und von den berufsspezifischen didaktisch-methodischen Überlegungen finden der Einsatz digitaler Endgeräte und der Zugang zum Internet im Unterricht in der Regel in speziellen Computerräumen der Schulen statt. Diese Räume umfassen die erforderliche Ausstattung zur Nutzung branchenübergreifender und branchenspezifischer Anwendungssoftware und ermöglichen die Arbeit an stationären Endgeräten, dies jedoch zu zeitlich eingeschränkten und wenig flexiblen Terminen, die zudem langfristig im Voraus zu organisieren sind.
Durch die Entwicklung der mittlerweile etablierten internet- und multimediafähigen mobilen Endgeräte in Form von Tablets bieten sich neue Chancen für die pädagogische Arbeit an den Schulen, speziell auch in der dualen Ausbildung am Lernort Berufsschule, weil sie prinzipiell in jedem Klassenzimmer zur Anwendung kommen können. Korrespondierend hierzu nehmen Tablets in immer mehr Bereichen der Arbeitswelt und damit auch in der betrieblichen Ausbildung einen festen Platz ein (z. B. Lagerverwaltung, technischer Außendienst, Diagnosewerkzeug, Warenpräsentation, digitale Patienten- und Pflegeakten, …). Daher sind die Anwendungsbereiche an diesen beiden Lernorten nach Gemeinsamkeiten zu untersuchen und - wenn möglich - technisch und organisatorisch zu verzahnen.
Um jedoch die Vorteile nutzen zu können, die sich durch den flexiblen und zeitlich nicht beschränkten Einsatz mobiler
Endgeräte in den regulären Unterrichtsräumen der Schule ergeben können, ist die vorhandene technologische Infrastruktur
in der Regel ohne Nachrüstung nicht geeignet bzw. nicht ausreichend leistungsfähig. Nach dem derzeitigen Stand der Technik ist
eine entsprechend ausgebaute Breitbandversorgung mit leistungsstarker WLAN-Technologie erforderlich, die den parallelen Betrieb einer
großen Anzahl mobiler Endgeräte ermöglicht.
Der Einsatz von Tablets im Unterricht kann dann als gewinnbringend angesehen werden, wenn es gelingt, einen entsprechenden pädagogischen Mehrwert zu erzeugen, d. h. die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler positiv zu unterstützen. Ein fachlicher sowie überfachlicher Kompetenzzuwachs ist zu erwarten, wenn die folgenden Aspekte den Unterrichtsprozess positiv beeinflussen:
- Ansprache unterschiedliche Sinnesmodalitäten
- höhere kognitive Komplexität
- höhere Medienkompetenz
- motivationale Aspekte
- stärkere Kooperation
- stärkere Selbststeuerung
- Vereinfachung organisatorischer Abläufe
Bei der Frage nach Wirkungen digitaler Medien im Unterricht sind dabei die folgenden konstitutiven Einflussfaktoren im Unterricht zu
berücksichtigen:
- Digitale Medienangebote (z. B. Lernprogramm, App mit spezifischen Inhalten, Zielvorstellungen, Darstellungsformen, Ablauf- und Navigationsstrukturen, Interaktivitätseigenschaften, angesprochenen Sinnesmodalitäten, lerntheoretischen Implikationen)
- Unterrichtsprozesse (z.B. Ziele, Inhalte, didaktische Struktur, Sozialformen, Methoden, organisatorische Abläufe)
- Lehrkräfte mit jeweils spezifischer Expertise der Fachwissenschaft, Fachdidaktik sowie medialer und/oder mediendidaktischer Kompetenz
- Schülerinnen und Schüler (fachliches Vorwissen, überfachliche Kompetenzen, kognitive Ressourcen, soziokulturelle Hintergründe etc.)
Das duale Ausbildungssystem mit seinen fast 330 Ausbildungsberufen ist in sich sehr differenziert und entzieht sich als Gesamtsystem weitgehend pauschalen bzw. übergreifenden Lösungsansätzen, weil je nach Beruf völlig unterschiedliche Ausprägungen digitaler Anwendungen am Arbeitsplatz vorliegen. Bei zahlreichen Berufen gehört der Umgang mit digitalen Endgeräten zur Basiskompetenz, in anderen Berufen ist ihr Einsatz allenfalls peripherer Natur. Entsprechend diesen berufsspezifischen Notwendigkeiten finden digitale Lerninhalte bzw. Kompetenzen in den bundesweit gültigen Ausbildungsordnungen ihren Niederschlag oder auch nicht. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Anwendung von Betrieb zu Betrieb auch im gleichen Beruf häufig nicht vergleichbar ist, so dass die Auszubildenden zwangsläufig uneinheitliche Voraussetzungen mitbringen. Dieser berufs- und betriebsspezifischen Ausgangslage muss eine Projektplanung zur Digitalisierung in der Berufsschule Rechnung tragen, damit sowohl der Auszubildende als auch der Ausbildungsbetrieb sich weitgehend wiederfinden und darüber hinaus einen nachvollziehbaren Nutzen jeweils für sich selbst erkennen. Eine reine Informationsbeschaffung oder der ledigliche Ersatz von Tabellen- oder Lehrbücher kann nicht Zielsetzung eines schulischen Projektes sein.
Die am Projekt teilnehmenden Berufsschulen entwickeln vor dem geschilderten Hintergrund Einsatzmöglichkeiten für Tablets und erproben diese schwerpunktmäßig im Bereich der berufsfachlichen Kompetenz. Idealerweise ist der duale Partner im Rahmen der Lernortkooperation einbezogen, wenn neben der erforderlichen Bereitschaft auch die Voraussetzungen für eine überbetriebliche Zusammenarbeit vorliegen.
Parallel zu den pädagogischen Zielen sind die Möglichkeiten zur Nutzung weiterer Anwendungen zu überprüfen, auch
wenn sie keinen unmittelbaren Unterrichtsbezug aufweisen bzw. unmittelbar im Unterricht zum Einsatz kommen müssen. Derartige
Anwendungsbereiche sind beispielsweise:
- Organisation (Vertretungspläne, Klassenkalender, Unterrichtstage…)
- Kommunikation (Hausaufgaben, Koordination von Projekten außerhalb des Unterrichts…)
Der Unterricht mit mobilen Endgeräten erfordert eine technische Ausstattung an den Schulen, die eine kabellose Einbindung mobiler Endgeräte mit der erforderlichen Performanz und Ausleuchtung der entsprechenden Schulbereiche sicherstellt (WLAN-Technologie). Nach den bisher vorliegenden Informationen ist eine entsprechende Gebäudeinfrastruktur hinsichtlich der Internetfähigkeit an den meisten Standorten derzeit noch nicht oder nicht mit der erforderlichen Leistungskapazität vorhanden, so dass hier durch den Schulträger Nachrüstungen erforderlich sind, die sich jedoch in einem vertretbaren Rahmen bewegen. Die Aufwendungen für das Gesamtprojekt sind für das Land und die Schulträger nur vertretbar, wenn die Beschaffungskosten der mobilen Endgeräte durch den Ausbildungsbetrieb übernommen werden, der damit aber auch Eigentümer des Gerätes wird.
Zusätzliche Anforderungen an ein solches Projekt würden sich dann ergeben, wenn Schülerinnen und Schüler
individualisierte - auch betriebssystemübergreifende - Endgeräte nutzen wollen. Die technischen Problemstellungen bei einer
heterogenen Ausstattung mobiler Endgeräte bezüglich Hard- und Software sind beträchtlich und im Normalfall derzeit kaum
lösbar. Um das Projekt in der Startphase nicht mit technischen Problemstellungen und Ausrüstungsfragen unnötig zu
überfrachten, wird angestrebt, eine weitgehend einheitliche Tablet-Ausstattung für das Lehrpersonal und die Auszubildenden
gleichermaßen zu realisieren. Wie im Einzelfall mit einer heterogenen Ausstattung umzugehen ist, muss ggf. im Projekt analysiert
werden. Es ist nach den bisherigen Erfahrungen jedoch davon auszugehen, dass die damit verbundenen technischen Problemstellungen den
angestrebten pädagogischen Mehrwert stark beeinträchtigen.
Bereits bei der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Unterrichtskonzepten durch die Lehrkräfte kann die frühzeitige
Einbindung von Repräsentanten der gestaltungsorientierten Bildungsforschung enge Rückkopplungsprozesse zwischen Berufsschule und
Forschung ermöglichen und somit schon frühzeitig die Grundlage für eine Evaluierung zur Wirkung des Tablet-Einsatzes gelegt
werden. Ein derartiger Abstimmungsprozess mit begleitender Evaluation wird voraussichtlich wesentlich zum Gelingen des Projekts beitragen.
Daher wird tabletBS.dual in den Schuljahren 2018/19 und 2019/20 von der Professur für Wirtschafspädagogik der Universität
Bamberg begleitet.
Um messbare Projekterfolge vorweisen zu können, ist es erforderlich, die Auszubil-denden während ihrer gesamten
Berufsausbildung von bis zu 3,5 Jahren zu beglei-ten, so dass zusammen mit einer angemessenen Vorlaufzeit und Nachbereitung eine
Gesamtdauer von derzeit angestrebt 5 Jahren angemessen und auch notwendig ist. Die Erprobung bezieht sich dabei primär auf den Einsatz
im beruflichen Lernfeldunterricht. In einem weiteren Projektschritt wäre zu gegebener Zeit der Einsatz von Tablets auch in den
allgemein bildenden Fächern der Stundentafel der Berufsschule denkbar.
Angesichts der höchst komplexen Ausgangssituation sowie der berufsspezifischen Unterschiede muss vor dem Hintergrund einer logistisch praktikablen Konzeption das Projekt in einem ersten Durchgang auf eine kleine Anzahl von Berufen mit jeweils einer vertretbaren Anzahl einbezogener Standorte beschränkt werden. Seit Beginn des Projekts im Schuljahr 2016/2017 ist eine schrittweise Ausweitung erfolgt. Insgesamt umfasst das Projekt derzeit 10 ausgewählte Berufe an durchschnittlich 5 Standorten. Im Endausbau sind somit rund 50 Standorte beruflicher Schulen beteiligt. Um einen sukzessiven Aufbau der erforderlichen Supportstruktur zu ermöglichen, erfolgt der Einstieg in drei Tranchen in den folgenden Berufen:
Schuljahr 2016/2017:
1. Kaufmann/frau für Büromanagement (kfm.)
2. Kraftfahrzeugmechatroniker/in (gew.)
3. Mechatroniker/in (gew.)
Schuljahr 2017/2018:
4. Versicherungskaufmann/frau (kfm.)
5. Industriemechaniker/in (gew.)
6. Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik (gew.)
Schuljahr 2019/2020:
7. Industriekaufmann/frau (kfm.)
8. Anlagenmechaniker/in SHK (gew.)
9. Zerspanungsmechaniker/in (gew.)
10. Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik (gew.)
Um das Projekt zielführend durchführen zu können, sind zahlreiche Stakeholder ein-zubeziehen. Der Projektbeirat umfasst dabei Verantwortliche aus Politik und Wirt-schaft. Das Beziehungsgeflecht ergibt sich aus folgendem Schaubild.
Als Beratungsgremium ist ein Projektbeirat vorgesehen, der in regelmäßigen Ab-ständen über den Projektfortschritt berät. Für die Beteiligung im Projektbeirat sind Teilnehmer aus folgenden Institutionen vorgesehen: Kultusministerium, Wirtschaftsministerium, BMBF/BIBB, Städte- und Landkreistag BW, BWHT, BWIHT, Südwestmetall, DGB, LSB, LEB.
Kultusministerium
- Projektkoordination und Unterrichtung des Projektbeirats
- Einrichtung entsprechender Projektgruppen am LS bzw. ZSL
- Unterstützung im Themenfeld Datenschutz (z. B. Speichern personenbezogener Daten, Kommunikation über digitale Medien
etc.)
- Ansprechpartner für übergreifende Fragen inkl. Ressourcenbereitstellung
- Unterstützung durch eine Wissenschaftliche Begleitung
Schulträger
- Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur mit WLAN-Ausstattung
Projektschulen
- Abstimmung zwischen Schulleitung und ÖPR
- Beteiligung des Kollegiums (GLK-Beschluss)
- Abstimmung mit dem Schulträger
- Absprache mit Ausbildungsbetrieben (inkl. Beschaffung der Schülertablets)
- Erstellung eines pädagogischen Konzept für Umsetzung in den Fachklassen
- Bildung von Lehrkräfteteams im beteiligten Fachbereich
- Benennen je eines pädagogischen und eines technischen Ansprechpartners zur Mitarbeit in den Projektgruppen am LS bzw. ZSL
- Teilnahme an den Angeboten der wissenschaftlichen Begleitung
- Berichterstattung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung
Ausbildungsbetriebe
- Ausstattung der Auszubildenden der beteiligten Fachklassen mit Tablets
- Übernahme von Betriebskosten für die Tablets
- Abstimmung mit der Berufsschule bzgl. Tablet-Einsatz im Ausbildungsbetrieb
- Beteiligung an Befragungen im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung
Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) bzw. Zentrum für Schulqualität und
Lehrerbildung (ZSL)
- Betreuung der Projektgruppen (je Ausbildungsberuf eine Projektgruppe zur Erar-beitung didaktischer Materialien)
- Organisatorischer Rahmen bei der Erstellung von Handreichungen
- Redaktion Projekthomepage
Regierungspräsidien
- Projektbegleitung in Abstimmung mit dem Kultusministerium
- Ansprechpartner der Projektschulen
- Benennung und Einsatz von Fachberatern zur Unterstützung der Projektschulen
- Vorbereitung und Durchführung von regionalen Lehrerfortbildungen
Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) - Außenstelle
Esslingen
- Organisation und Durchführung von zentralen Lehrerfortbildungen
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
- wissenschaftliche Begleitung
- Unterstützung bei der Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien
Für den vorgesehenen Projektzeitraum von derzeit fünf Jahren sind Gesamtkosten und Ressourcenaufwendungen einzuplanen, die sich aus den folgenden Kostenblöcken zusammensetzen.
Um den Projektstart nicht unnötig mit Fragestellungen zu überfrachten, die die Hard- und Softwareausstattung der verwendeten
Tablets betreffen, sollte vor Ort möglichst eine einheitliche und homogene Lösung angestrebt werden, d. h. es sind technische
Mindestanforderungen und Standards zu beachten. Unterschiedliche Betriebssysteme im Klassenverband erschweren die Zielerreichung und sind
daher vorerst nicht zu empfehlen. Weil die Auszubildenden die Tablets möglichst auch im Betrieb und privat im Sinne der
Unterrichtsvor- und Nachbereitung verwenden können und dies auch sollen, wird davon ausgegangen, dass zur Projektunterstützung
der jeweilige Ausbildungsbetrieb die Anschaffungskosten in Höhe von ca. 500 Euro sowie die jeweiligen Betriebskosten übernimmt.
Hierbei ist zu beachten, dass die angeschafften Geräte nicht die Ausstattung der Schulen ersetzen sollen, beispielsweise
IT-Ausstattung in den Laborräumen mit umfangreicher branchenspezifischer Software wie bspw. CAD, sondern im Wesentlichen dem Einsatz
im klassischen Theorieunterricht dienen. Besondere Regelungen zur privaten Nutzung sind ggf. zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden
zu vereinbaren.
Die Teilnahme an diesem Projekt ist nur möglich, wenn zumindest in den von den Projektklassen belegten Räumlichkeiten ein
ausreichend leistungsfähiges WLAN-Netz für den simultanen Betrieb von bis zu 30 Tablets gleichzeitig sowie eine ent-sprechende
Beamer-Anbindung vorhanden ist. An einer Reihe von beruflichen Schulen sind diesbezüglich durch die Teilnahme an ähnlichen
Projekten schon gute Ansätze vorhanden. In solchen Fällen sind je nach Netzstärke lediglich entsprechende Nachrüstungen
erforderlich. Bei anderen Schulen ist noch kein klassentaugliches WLAN-Netz installiert. Nach den bisherigen Erfahrungswerten sind für
eine Erstausrüstung in Abhängigkeit von den baulichen Voraussetzungen, der Anzahl der einbezogenen Klassenzimmer sowie der
Bandbreite vorhandener Anschlüsse Kosten von bis zu 50.000 Euro möglich, wenn eine komplette Neueinrichtung notwendig wird.
Teilweise bieten die Ausrüstungsfirmen Leasingverträge an, um die Investitionskosten auf mehrere Jahre zu verteilen. Da die
Sachausstattungen der Schulen in den Aufgabenbereich des jeweiligen Schulträgers fallen, sind diese Kosten vom Schulträger zu
übernehmen, wenn die Teilnahme der Schulen am Projekt ermöglicht werden soll. Eine finanzielle Förderung durch das Land ist
nicht möglich. Die erforderliche technische Ausstattung der einbezogenen Lehrkräfte ist ebenfalls durch den Schulträger zu
erbringen.
Die Entwicklung eines digital gestützten Unterrichts durch die je Ausbildungsberuf beteiligten fünf Standorte bedarf eines stetigen Abstimmungsprozesses und damit einhergehend einer Steuerung, die sowohl technische Fragestellungen als auch didaktisch-pädagogische Entwicklungen strukturiert bearbeitet. Dabei sind folgende Ebenen zur berücksichtigen:
1. Die Projektverantwortung und Berichterstattung gegenüber Politik und Wirt-schaft erfolgt über den Projektbeirat bis auf weiteres aus dem Personalbe-stand der Fachabteilung Berufliche Schulen des Ministeriums unter Beteili-gung der einbezogenen Fachkräfte im Projekt.
2. Das Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) bzw. ZSL übernimmt die operative Umsetzung. Dazu ist für jeden Beruf eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der je Standort eine Lehrkraft vertreten ist. Das Landesinstitut/ZSL stellt darüber hinaus die notwendigen Kontakte zwischen den Arbeitsgruppen her und leistet einen entsprechenden allgemeinen Support. Die notwendigen Ressourcen werden durch das Kultusministerium zur Verfügung gestellt.
3. Zur Unterstützung der Entwicklungsarbeit an den Schulen sind je Standort für eine Klasse drei und für weitere
Parallelklassen eine weitere Stunde insgesamt über die gesamte Ausbildungszeit von 3 bzw. 3,5 Jahren als Entlastungsstunden je
Schuljahr eingeplant. Berücksichtigt wird dabei die erste Projektklasse und eine direkt darauf Folgende.
Ausstattungsempfehlungen
Die Entwicklungen mit Blick auf die technische Ausstattung unterliegen einer hohen Dynamik und darüber hinaus sind
verschiedene marktfähige Systeme und Gerätschaften mit jeweils spezifischen Vor- und Nachteilen erhältlich. Deshalb wird es
keine Universallösung geben können, die standortübergreifend Anwendung finden könnte. Die beigefügten Anlagen
stellen hinsichtlich der Ausstattung eine Zusammenfassung der Erfahrungen aus bisherigen Projekten dar und sind als eine erste
Orientierungshilfe für potentielle Projektschulen in der Startphase zu verstehen.